Florian Holzherr, Gauting

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2016

Stephan Rauch – Doppelhaus, Moorenweis

Moorenweis

Florian Holzherr, Gauting

Stephan Rauch – Doppelhaus, Moorenweis

Moorenweis
Projekt
Doppelhaus in Moorenweis
Architekt
STUDIO RAUCH, München
Bauherr
privat

Doppelt individuell
Aus Grundstücksgröße und den Vorgaben des örtlichen Bebauungsplans ergaben sich geringe Grundflächen für die beiden Doppelhaushälften. Die Herausforderung lag darin, dies durch den Entwurf auszugleichen. Für das Konzept wurde die Bandbreite zwischen Mindest- und  Maximalangabe der Dachneigungen aus dem Bebauungsplan genutzt, die von 35 bis 45 Grad reicht und die maximale Traufhöhe festlegt. Die Treppen wurden längs an der Kommunwand angeordnet, wodurch offene und großzügige Grundrisse realisiert werden konnten.

Höhensprünge in Sitzhöhe staffeln die Nutzungsbereiche im Erdgeschoss. Dadurch erhalten die nach Süden orientierten Kellerräume die Qualität von Wohnräumen. Sie können natürlich belichtet werden, weil nach Süden der Außenbereich abgesenkt wurde. Der Entwurf und die Art und Weise, mit Lufträumen umzugehen, berücksichtigt, dass die eine Einheit von einer Familie, die andere von einem Singlepaar bewohnt wird.

Die beiden Haushälften sind durch eine massive Sichtbetonwand voneinander getrennt. Der oberirdische Gebäudeteil ist in Holzrahmenbauweise errichtet. Die schlichte und kompakte Bauform interpretiert die historischen, ortsüblichen Stadltypen. Um dies zu unterstreichen, wurde eine hinterlüftete Außenhaut mit schwarz lasierten Fichtenbrettern gewählt, die auf die Farbe der Dachziegel und der Holzfenster abgestimmt wurde. Mit der einheitlich dunklen Anmutung wird gezielt ein Ruhepol in dem sonst so heterogenen baulichen Umfeld gesetzt. Im Kontrast zur schwarzen Außenhaut erlebt man die weiß gehaltenen Innenräume offen und hell.

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2016 – Preisträger

Bestechend einfach, unaufgeregt, angemessen. Mit diesen Attributen lässt sich das Doppelhaus in Moorenweis bei einer ersten Annäherung beschreiben. Eine schwarze Perle im Einerlei der zahllosen Siedlungsgebiete mit gesichts- und charakterlosen Wohn- und Schlafstätten. Ein Haus, das selbstverständlich auf dem Grundstück steht, sich behauptet – trotz seiner ruhigen und einfachen Erscheinung, oder gerade deswegen. Ein bemerkenswertes Beispiel, wie in der Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Bauherren und den örtlichen Bauvorschriften etwas Besonderes entstehen kann. Stephan Rauch hat mit den Vorgaben des Bebauungsplanes nicht gehadert, sondern diese als Chance erkannt. Die beim flüchtigen Hinsehen bisweilen irritierende Wirkung der spiegelsymmetrischen Giebelfassade verleiht dem Gebäude etwas Spannungsvolles. Die äußere Erscheinung macht neugierig auf das Innenleben. Das, was das Äußere verspricht, wird innen in gleicher Qualität und Anmutung fortgesetzt. Mit wenigen und einfachen Mitteln wird über die beiden Hauptwohngeschosse hinweg eine spannungsvolle Raumabfolge geschaffen, mit interessanten Durch- und Ausblicken. Zusammengefasst: Wohnen pur! Der Architekt und die Bauherren sind für das gelungene Werk zu beglückwünschen! Alles in allem ein sehr erfrischender Architekturbeitrag, auch über den Preis hinaus ein Plädoyer für die Unbefangenheit, mit der man sich dem eher alltäglichen Thema des Doppelhauses nähern kann.
(Für die Jury: Markus Lanz)