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Schön und jung und stark: 25 Jahre AKJAA

6. Dezember 2018

Bereits im September 2018 feierte der Arbeitskreis Junger Architektinnen und Architekten im BDA, AKJAA, sein 25-jähriges Jubiläum. Zum Anlass dieses von kollegialem Austausch geprägten Vierteljahrhunderts trafen sich aktuelle wie ehemalige Mitglieder des Arbeitskreises mit Gästen – insgesamt gut 200 Personen – im Kunstverein Familie Montez in den Bögen der Honsellbrücke am Frankfurter Hafenpark.

Andreas Schüring, Münster
Andreas Schüring, Münster

Überschrieben hatten das Organisationsteam um Jan-Henrik Hafke (o5 Architekten, Frankfurt/Main) und Alexander Pötzsch (Alexander Pötzsch Architekten, Dresden) den Abend am Main mit einer Passage aus dem DAF-Song „Verschwende deine Jugend“ von 1981: „Du bist schön und jung und stark/ Nimm dir was du willst/ Solang du nur noch kannst/ Verschwende deine Jugend“. Immer wieder tauchten diese Zeilen im Laufe des Abends auf, der entsprechend irgendwo zwischen agiler Jugendlichkeit und besinnungslosem Tatendrang pendelte. Schöne Bauten waren zu sehen, junge Architektinnen und Architekten, und stark musste man auch sein an diesem Abend.

Laura Weißmüller, Architekturkritikerin der Süddeutschen Zeitung, appellierte eingangs an die „junge Generation“, mutig zu sein, Strömungen in unserer Gesellschaft aufzunehmen und für Projekte unterschiedlicher Ausprägung zu kondensieren. Mit Wohnen und Arbeiten in der Stadt, Teilhabeprozessen sowie kostengünstigem und ressourcenschonendem Bauen umriss Weißmüller dabei in groben Zügen Themencluster, für die sie sich architektonische Antworten aus der Architektenschaft erhoffe. In der Folge legten Michael Schumacher (schneider+schumacher, Frankfurt/Main), Gernot Schulz (gernot schulz : architektur, Köln), Daniel Dratz (Dratz&Dratz Architekten, Oberhausen) Aysin Ipekci (STUDYO ARCHITECTs, Köln) sowie Benjamin und Jan Wirth (Wirth Architekten BDA, Bremen) charmant anmoderiert von Stephan Birk (Birk Heilmeyer Frenzel, Stuttgart), ihre „Reflexion über die Ideale der Jugend“ dar. Theoretisch als Pecha-Kucha-Präsentation angelegt, überforderte aber praktisch das Format der zwanzig Folien, die nur je zwanzig Sekunden eingeblendet werden sollten, einige der Teilnehmer, so dass sich schon in diesem Block eine erhebliche Verzögerung im Ablauf des Abends einstellte. Einzig Benjamin und Jan Wirth gelang es, die Stärken des Formats durch dessen strikte Einhaltung auszureizen und mit Verve zum Ausdruck zu bringen, wie sich Ideale und Wirklichkeit in ihrem täglichen Schaffen begegnen.

Andreas Schüring, Münster
Andreas Schüring, Münster

Zwar bewogen die den Verlauf des Abends stetig verschleppenden Ausweitungen der Einzelvorträge den zweiten Moderator Alexander Pötzsch gegen Ende der Veranstaltung zur Aussage, man überzöge inzwischen „wie einst nur Thomas Gottschalk mit ‚Wetten, dass…‘“, inhaltlich interessant waren die Beiträge dennoch allesamt – teilweise gar kontrovers. Gernot Schulz etwa kritisierte Titel und Ausrichtung des letzten BDA-Tags in Hamburg: Sein BDA solle nicht politisch sein und sich stattdessen auf seine baukulturellen Ideale besinnen.

Heiner Farwick, einst selbst AKJAA-Mitglied und inzwischen BDA-Präsident, konstatierte anschließend, die Intention der Gründung des Arbeitskreises als Forum des Austauschs und der Verständigung sei „voll und ganz aufgegangen“. Andreas Denk zeigte in einem folgenden Parforceritt die unmittelbaren inhaltlichen Zusammenhänge von log cabins – weltabgewandten Blockhütten US-amerikanischer Einsiedler der Lincoln-Zeit – über das Bauen von Dankmar Adler und Louis Sullivan bis hin zu Ludwig Mies van der Rohes Wirkmächtigkeit für das heutige, von der Moderne beeinflusste Bauen auf. Wie alle Vortragenden bekamen auch Farwick und Denk die anlässlich des Jubiläums vorgelegte Publikation „Ausdruck AKJAA“  in eigens dafür angefertigten Jute-Beuteln überreicht.

Abschließend stand unter der Überschrift „Was ich Dir schon immer mal sagen wollte“ eine „gegenseitige Projektvorstellung“ auf dem Programm. Elke Reichel (Reichel Schlaier Architekten, Stuttgart) und Alexander Pötzsch, der die erkrankte Antje Osterwold (Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten BDA, Weimar) in einer Art und Weise vertrat, die den Verdacht nahelegt, der Dresdner Architekt sei eigentlich Method-Acting-geschulter Schauspieler, Max Otto Zitzelsberger (Architekt BDA, München) und Dirk Bayer (bayer | uhrig Architekten BDA, Kaiserslautern), Dennis Mueller (VON M, Stuttgart) und Peter und Christian Brückner (Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth/ Würzburg) sowie Erhard An-He Kinzelbach (KNOWSPACE, Berlin) und Henning von Wedemeyer (TRU Architekten, Berlin) sprachen wechselseitig über die Projekte ihrer Gegenüber. Ebenso heiter wie eindringlich – oft aber etwas zu ausführlich für die Menge an Vortragenden.

Trotz dieser Längen war sowohl die von Heiner Farwick benannte „kollegiale Nähe“ zwischen den Teilnehmern deutlich zu spüren, wie auch deren Bestreben, tatsächlich inhaltlich darum zu ringen, was gute Architektur ausmacht. Der retardierende Moment bei Wein, Bier und Burgern des abschließenden Fests führte dann im Schatten des EZB-Turms wohl auch wegen dieses lang ansteigenden Spannungsbogens zu einer gelösten Stimmung bei allen.

David Kasparek

Publikation: Ausdruck AKJAA

Für die Publikation „Ausdruck AKJAA“ ist der Name Programm. „Ausdruck“ vereint im doppelten Wortsinn zwei wichtige Aspekte des Arbeitskreises Junger Architektinnen und Architekten AKJAA.

Zum einen die Informalität, die im spontanen Ausdruck des Zwischenstandes eines Dokuments steckt. Diese Informalität kennzeichnet das Netzwerk und den intensiven Austausch, den wir Mitglieder weit über die organisierten Treffen hinaus untereinander pflegen. Zum anderen steckt im Titel Folgerichtig ist im Hauptteil der Publikation jedes einzelne Mitglied für die Auswahl der Inhalte, seines individuellen Ausdrucks, selbst verantwortlich.

Vorgabe war lediglich, mit Bildern und Texten seine jeweilige Haltung zu definieren. Dem Hauptteil vorangestellt sind Beiträge von Heiner Farwick, Riklef Rambow und David Kasparek, allesamt langjährige Mitstreiter und Begleiter des AKJAA, die ihre ganz persönliche Sicht zur Bedeutung des Arbeitskreises schildern. „Ausdruck AKJAA“ vereint so verschiedenste Positionen und Perspektiven, die trotz aller Individualität eint, dass jeweils eine klare architektonische Haltung zu Architektur und Baukultur formuliert wird.

 Die Publikation „Ausdruck AKJAA“ kann über die BDA-Bundesgeschäftsstelle bestellt werden und ist im Download verfügbar.